UI ist nicht UX !

Heute möchte ich mal über eine Herzensangelegenheit reden, um meinen winzigen Teil dazu beizutragen Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Diese Begriffe sind leider die am meisten missverstandenen Bezeichnungen in unserer heutigen digitalen Industrie.

Vor allem für das Verständnis von Recruitern, Headhuntern, Vermittlern, Arbeitsagenturen in Bezug auf uns oft recht spezialisierten Designern.

User Experience Design (UX) ist nicht User Interface Design (UI)

Wie oft sehen wir Jobbeschreibungen: “UX/UI Designer gesucht”?

Don Norman sagt dazu, dass in Jobbbeschreibungen die beiden Akronyme UX und UI, leider durch pure Ahnungslosigkeit, keinerlei Bedeutung mehr und auch keine Unterschiede mehr haben. Die Industrie benutzt diese Worte, ohne auch nur eine Ahnung von diesen zwei so deutlich unterschiedlichen Begriffen zu haben. UX/UI sind mittlerweile zu Buzzwords verkommen und werden einfach gemeinsam benutzt, was zu erheblichen Missverständnissen innerhalb von Profilanforderungen führt. Diese Missverständnisse führen dann zu riesigen Problemen im Einstellungsprozess, denn sowohl Unternehmen als auch Designer reden dadurch in ihren fachlichen Anforderungen aneinander vorbei, suchen und finden nicht das was sie wollen und vor allem verbraucht diese aneinander vorbeigehende Kommunikation kostbare produktiv nutzbare Zeit beider Parteien.

 

Wenn wir also professionell sein wollen, dann sollten wir als erstes anfangen die Begrifflichkeiten / Fachwörter richtig zu benutzen.

Ersteinmal ganz grob:

“Etwas was gut aussieht aber schwer benutzbar ist, vermittelt ein super UI aber schlechte UX, während ein Produkt, welches super benutzbar ist aber schlecht aussieht, eine super UX aber ein schlechtes UI vermittelt.”

Das soll auch nur eine recht grobe Umschreibung sein, denn beide Disziplinen sind um einiges Facettenreicher.
Also, was genau ist der Unterschied zwischen UX und UI?

 

UX Design

User Experience Design ist der Begriff, der verwendet wird, um die Gesamtheit der Gefühle und Eindrücke einer Person bei der Interaktion mit einem System oder Produkt zu erfassen. Während das System oder Produkt nicht notwendigerweise digital sein muss, bezieht es sich in den meisten modernen Kontexten allgemein auf jedes Produkt, das eine Form von Mensch-Computer-Interaktion (HCI) aufweist.
Der UX Design Prozess bezieht sich darauf, wie wir UX-Designer beurteilen, wie sich eine Person fühlt, wenn sie mit einem System, den Methoden und Prozessen interagieren, um Effizienz, Zufriedenheit, Nutzen, Wert und eine Reihe anderer Qualitätsattribute zu erhöhen. Dazu gehört letzten Endes auch ein ansprechendes UI (User Interface)

Wikipedia beschreibt es so:

“User experience design (UX, UXD, UED or XD) is the process of enhancing user satisfaction with a product by improving the usability, accessibility, and pleasure provided in the interaction with the product. User experience design encompasses traditional human–computer interaction (HCI) design, and extends it by addressing all aspects of a product or service as perceived by users.”

 

Der UX-Design-Prozess ist ein vielschichtiger Prozess und umfasst viele Schritte, welche von Benutzerforschung angefangen, über Journeys und User Stories, Wireframing und Prototyping bis hin zu Entwicklungs- und Usability-Tests reichen. Kurz gesagt, das Design von UX bezieht sich auf die Gestaltung einer “gesamten Erfahrung”.
Abgesehen von Forschung und Design kann ein UX-Designer auch in Bereichen wie Marketing, Kommunikation oder Support eingebunden werden, um sicherzustellen, dass die Erfahrung von Anfang bis Ende optimiert wird.
UX-Design wird für jegliche Art von Produkten, einer Website, einer App, einem Event oder Service eingesetzt.

“Um es einfacher zu machen, stellen wir uns ein Auto vor. Die UX eines Autos ist die Philosophie des gesamten Wagens. Soll es ein Rennwagen sein, ein Taxi, ein Familienauto? Was braucht es für einen Motor, welches Setup und Extras, damit sich der Fahrer wohlfühlt? Der Lack und Zierelemente sind für die UX ersteinmal zweitrangig.” Dazu später.

UX ist also kein UI, welches sich rein mit der Oberflächengestaltung auseinandersetzt. Für Viele ist dies aber gleichbedeutend und somit leider falsch. Ein Produkt ist nur so gut, wie die Recherche oder Forschung, welche im Vorfeld betrieben wurde. Hierzu gehören sämtliche Facetten des UX-Prozesses (siehe oben). Erst dann ist es möglich ein sinnvolles Interface zu bestimmen, welches auf die Bedürfnisse des Benutzers angepasst ist und somit zu der bestmöglichen UX beiträgt.

 

UI Design

Das User Interfacedesign (aus dem englischen “user” und “interface” entlehnt, für Schnittstellengestaltung) ist eine Disziplin des Designs, die sich mit der reinen Gestaltung von Benutzeroberflächen zwischen Mensch und Maschine beschäftigt. UI ist aber auch nicht UI, denn ebenso gibt es das User Interaction Design (UI, IxD), welches sich mit der Interaktion zwischen Eine gelungene Abgrenzung der Begrifflichkeiten Interfacedesign und Interactiondesign ist die Betrachtung des Interactiondesigns als Gestaltung eines Prozesses, während das Interfacedesign der Gestaltungder Oberfläche eines Endprodukts am nächsten kommt.
Beim Interfacedesign handelt es sich um die konkrete Gestaltung, hauptsächlich visuell, einer, oder mehreren Schnittstellen, die sich am Schluss zu einem Endprodukt zusammensetzen.

Vor allem wird Grafikdesign und Typografie verwendet, um die Benutzerfreundlichkeit zu unterstützen und beeinflusst wie der Benutzer bestimmte Interaktionen erkennt. Die ästhetische Attraktivität des Designs (Designästhetik) kann und sollte die Wahrnehmung oder die Fähigkeit der Benutzer verbessern, die Funktionen der Schnittstelle zu erkennen und zu nutzen.

Wikipedia beschreibt es so:

“User interface design (UI) or user interface engineering is the design of user interfaces for machines and software, such as computers, home appliances, mobile devices, and other electronic devices, with the focus on maximizing usability and the user experience. Graphic design and typography are utilized to support its usability, influencing how the user performs certain interactions and improving the aesthetic appeal of the design”

 

User Interface Design befasst sich also ausschließlich damit, wie das Produkt aussieht. Die Benutzerschnittstelle (UI) sind die visuellen und technischen Elemente einer Schnittstelle, wie die Navigationselemente oder Steuerung, Schaltflächen etc., die dem Benutzer verdeutlichen, wie mit dem Produkt zu interagieren ist. (Skeuomorphismus ist hier ein schönes Beispiel für radikales UI Design)

Stellen wir uns wieder ein Auto vor. Die UI eines Autos sind der Lack und die Zierelemente. Welche Farbe und wie diese aufgetragen wird, entscheidet der Lackierer. Ist es eine Effektfarbe, sollen noch Rennstreifen drauf, wollen wir zweifarbig Elemente voneinander abheben? Was für eine Art Auto wir gestalten wollen, wurde in der UX definiert. Der Lackierer unterstützt das Image des Wagens mit der Übertragung der visuellen Werte von zum Beispiel der Marke auf die Oberfläche.

Es ist ein Prozess, bei dem der Benutzer visuell über die Benutzeroberfläche eines Produkts durch interaktive Elemente und über alle Größen / Plattformen hinweg geführt wird. User Interface Design ist somit ein Bereich, das vor allem große Verantwortung für die Zusammenarbeit mit den Entwicklern oder Code beinhaltet.

In unserer heutigen digitalen Welt ist ein UI-Designer also für das Erstellen von Typografie, Symbolen, Farbbereichen und anderen interaktiven Elementen zuständig, die direkte Informationen beispielsweise für Interaktionen für den Benutzer kommunizieren sollen.

 

Nochmal:
UI bestimmt die optimale Farbe des Autolacks und den Schriftzug den Du siehst und ob Zierelemente wie Lüftungsschlitze rund oder eckig sind. UX bestimmt, ob es ein Rennwagen oder ein Familienkombi ist und was alles dazu gehört.
Bei UI handelt es sich um die visuelle Übertragung von Informationen rund um das Interface. UI ist im Grunde nur ein kleiner Bereich im gesamten UX Universum. Die Spitze des Eisbergs.

UX verantwortet die Strategie des Produkts und die gesamte Erfahrung im Umgang mit dem Produkt. Dennoch müssen beide Bereiche eng miteinander zusammenarbeiten um das bestmögliche Erlebnis zu liefern.
Es gibt so viele Faktoren die die UX beeinflussen wie Zielgruppe, Inhalt, Interaktionen und Medien. Jeder dieser Faktoren benötigt idealerweise eigenen Prozesse um die Essenz der Notwendigkeit von bestimmten Funktionen und Eigenschaften herauszufinden.

Also wenn es demnächst mal wieder heißt: “ability to build great user experiences with Silverlight oder Sketch, awesome skills in HTML5, CSS3 und Jquery to implement stunning user experience”, dann ist es sicherlich KEIN UX Job sondern ein Webdesign-Job in dem es hauptsächlich um schöne Layouts und Coding geht und nicht um grundlegende Konzeption einer Gesamterfahrung.