Ja, jedes Unternehmen möchte mit seiner Idee von Innovation den Wettlauf um Kreativität und Nutzen des Anwenders gewinnen. Der Slogan “innovate or die” gewinnt noch mehr an Fahrt und Bedeutung, denn selbst etablierte Marken können nur dann weiterhin auf dem Markt bestehen, wenn sie ständig innovieren und mit der Zeit immer etwas Neues bieten. Doch Innovation und Kreativität sind nicht einfach so zu erreichen.
Kreativität und Innovationen sind oft der Flaschenhals für nachhaltige Unternehmensprozesse, welche leider nicht durch die bloße Absicht erreicht werden, sondern viel mehr an Handlung benötigen. Um mehr in das Phänomen “Kreativität” eintauchen zu können, sollten wir das dynamische Konzept des “Design Thinking” betrachten, welches ideal für Produkt-, Service- und Geschäftsdesignprozesse geeignet ist, weil es einen benutzerorientierten, prototypzentrierten Ideenprozess unterstützt. Da Design Thinking zur Zeit das mit Abstand am stärksten und heißesten diskutierte Thema in der Design- und Startup-Community ist, wird es höchste Zeit, dass wir uns hier mal mit dem Ansatz vertraut machen und in Zukunft auch davon profitieren können.
Okay, die Grundlagen zuerst
Was ist Design Thinking also? Wie können wir das Beste daraus machen? Ist es eine Methodik oder eine Philosophie? Eigentlich ist Design Thinking ein systematischer Ansatz, um Probleme zu lösen und neue Möglichkeiten zu schaffen. Das Konzept ist im Grunde für jedes Gebiet und jeden Zweck einsetzbar. Wenn du beispielsweise ein neues Produkt oder eine neue Experience erstellen oder das Geschäft auf die nächste Stufe bringen möchtest, kann Design Thinking dein Ansatz sein mit dem du sehr gut fahren wirst. Es zeigt sich, dass diese darin enthaltenen und zum Einsatz kommenden Designprinzipien wesentlich zur Steigerung der Erfolgsrate von Innovationen beitragen können und werden. Selbst die bereits designorientierten Unternehmen wie Apple, IBM, Coca-Cola haben in den letzten 10 Jahren nach S & P 500 (Standards and Poors) mit über 200% eine außergewöhnliche Performance erzielt.
Ein kurzer Überblick
Wie wir wissen, verspricht gutes Design einen hohen Wert und vermag sowohl Produkte als auch Dienstleistungen zu beeinflussen. Design ist nicht mehr auf das reine Erstellen von Objekten beschränkt. Unternehmen streben jetzt mehr und mehr danach, wie Designer zu “denken” und deren Designprinzipien zu nutzen, um z. B. Arbeitsqualität zu fördern oder Produkte zu optimieren. Design Thinking steht grundsätzlich für erfolgreiche Strategieentwicklung und organisatorische Veränderung. Und in der Tat, jene Firmen, die auf “Design the Design” setzen, erstrahlen buchstäblich in ihrem Bestreben, ihr Geschäft konsequent neu zu gestalten und die Bedürfnisse ihrer Konsumenten perfekt zu befriedigen.
Sei es das Führen, Managen, Schaffen und Innovieren; alles kann gestaltet werden. Die robuste Design-Denkweise ist vielseitig einsetzbar für Systeme, Verfahren, Benutzererfahrungen und Prozesse. Schließlich ist das Hauptziel des Designs, die Lebensqualität für Menschen und Unternehmen zu verbessern. Der Ansatz gibt den Designern die Gewissheit, komplizierte Probleme zu lösen und mit geeigneten Lösungen für die Kunden aufzuwarten. Denk immer daran, dass ein Design-Framework nicht problemorientiert, sondern eher lösungsorientiert ist um Ansätze zu produzieren, die eine bessere Zukunft gestalten.
Design Thinking setzt auf kundenorientierte Imagination, Intuition, Logik und systematisches Denken, um Chancen und Ergebnisse für das, was maximal erlebbar werden könnte, zu liefern, die den Endverbraucher zufrieden stellen. Es nutzt die Sensibilität, Empathie und die Methoden eines Designers, um die Bedürfnisse der Menschen mit dem zu erfüllen, was z. B. erlebbar oder technisch machbar ist und bringt sogar gänzlich neu Geschäftsideen ans Licht, die auf neuartigen Kundennutzen und Erhöhung der Marktchancen abzielen.
Design oder Design Thinking?
Beim Design geht es nicht nur um Looks und Visuals. Das muss immer wieder klar gesagt werden. Wir Menschen sind oft auf oberflächliche Außenwirkung von Erscheinungen beschränkt und werden so leicht von der visuellen Illusion geblendet. Leider ist das nicht alles. Bei Design geht es darum, etwas Neues zu erschaffen und mithilfe von Fachwissen ein Konzept auszuarbeiten, um bessere oder interaktive, vor allem einfachere Lösungen für komplexe Situationen bereitzustellen. Schau dich um und du wirst feststellen, dass alles, aber auch alles was uns umgibt, entworfen wurde. Manches gut und vieles schlecht. Und wusstest du, dass die Fähigkeit zur Gestaltung (Kreativität) auch eine der drei grundlegenden Dimensionen der menschlichen Intelligenz ist? Ja, unsere kognitiven Fähigkeiten umfassen Wissenschaft, Kunst und DESIGN.
Daher ist es am besten, wenn wir uns von der Silo-Mentalität, der wir oft innerhalb von Organisationen unterliegen, befreien und anfangen, interdisziplinäre Sichtweisen und Denkanstöße zu schärfen, um Innovation zu fördern. Design Thinking schafft einen systematischen Rahmen für die Umsetzung von Innovationen, die organisches Wachstum fördern und den Kunden einen echten Mehrwert bieten. Kreativität steht im Mittelpunkt jedes Designprozesses. Die Phasen des Design Thinking starten vor allem mit der Beobachtung, um die individuellen Bedürfnisse in Bezug auf den Nutzungskontext und die Einschränkungen einer typischen Situation zu erfassen. Um dann Möglichkeiten oder Kapazitäten für neuen Ideen zu entdecken, um aus brillanten Ideen schließlich Innovationen zu erschaffen.
Der menschliche Faktor oder “The human touch”
Nutzerorientierte Lösungsansätze sind dann erfolgreich, wenn es auf das Wissen von unerfüllten oder implizierten Bedürfnissen von Benutzern oder Kunden basiert. In den Bedürfnissen der meist “stummen” Benutzer liegt die maximale Bandbreite an neuen Ideen, welche dann den Wettbewerbsvorteil und somit die Margen erzeugen können. Diese Bedürfnisse können entdeckt, aufgespürt werden, indem z. B. Kundennähe aufgebaut wird und die Kunden und ihre Probleme genau verstanden werden.
Design Thinking reduziert die Mehrdeutigkeit und das Risiko von Fehl-Innovationen, indem die Kunden oder Benutzer am Prozess beteiligt werden, um die richtigen Konzepte zu finden, mit zu testen und mit zu verbessern. Design-Thinker beschäftigen sich mit den Denkweisen der Nutzer, die aus realen Experimenten gelernt werden und nicht nur rein aus aufgezeichneten Daten oder Zahlen aus der Marktforschung. Okay, das mag eine Überraschung sein, aber man muss kein Designer sein, um wie einer zu denken.
Ja, Design-Know-how braucht Jahre, oder aber, du versuchst dir einfach vorzustellen ein großer Designer zu sein, seine Fähigkeiten wie er führt, managed, kreiert und innoviert. Die Ausgangsbasis für dein Design ist immer eine gute Strategie. Wenn Du eine Strategie entwickelst, bedeutet dies, dass du bereits entwirfst.
Dein erster Schritt bevor irgendein Design Thinking startet, ist die Überzeugung einer ersten richtigen strategischen Absicht aus Sicht eines Designers.
Einstellungssache:
Bestimmte strategische Parameter sollte für das Design-Thinking beachtet werden. Im Design Thinking gibt es zahlreiche Betrachtungsweisen oder Schritte, um wie ein Designer zu denken. Dies beinhaltet das Beobachten, Verstehen, Interviewen, Erstellen von Personas, Analysen, Journeys- oder Empathy-Maps, Erstellen von Storyboards, relatives Denken, Low-Tech-Prototypen und Entscheidungsfindung. Kurz gesagt, Design ist ein dynamischer Denkprozess des ganzen Gehirns und du verfeinerst diesen mit den Denkweisen, Fähigkeiten und Werkzeuge von Designern, Künstlern und Innovatoren.
Der Prozess erleichtert die effektive Kommunikation mit den Kunden und hilft Hürden zu überwinden, welche ohne das Design Thinking gar nicht erst entdeckt würden. Da es um Erkundung geht, experimentierst du mit Ideenfindung, kritischem Denken, Denkprinzipien, ästhetischen Methoden der Problemlösung und sehr frühem Prototyping.
Im Folgenden sind einige Denkprinzipien aufgeführt, die dein Design-Denken positiv beeinflussen:
1. Vorausschau
Vermeide es, an Ideen deiner bisherigen Arbeiten festzuhalten. Versuch, basierend auf deinem Bild für die Zukunft zu innovieren. Lass die Vision (wir hatten ja schon kurz über deine Strategie gesprochen) den Weg für dein Denken bereiten.
2. Lass dich inspirieren
Geh zu einem Ort, der zum Nachdenken und Lernen anregt. Umgib dich mit Dingen, die dich zu kreativen Ideen inspirieren.
3. Ungewissheit funktioniert
Du kannst am Anfang nicht bereits alles wissen. Es ist wichtig zu verstehen, dass sogar deine Gedanken einem Prozess oder einem Fluss unterliegt. Die richtigen Antworten kommen dann, wenn du dich in späteren Schirtten mit den tatsächlichen Reaktionen der Benutzer auf dein Produkt oder deinem Unternehmen vertraut machst.
4. Praktische Sicht
Mach es erstmal, denn du wirst nur dadurch dazulernen. Hör auf, Dinge zu akribisch zu überprüfen. Setze deine Ideen ein. Welche Ideen du auch immer hast, versuch sie praktisch anzuwenden und versuch dabei zu erkennen wie sie funktionieren.
5. Raus aus dem Kopf “Head to hand”
Lass deine Ideen nicht nur in deinem Kopf. Wann immer eine Idee ihren Weg macht, versuche sie praktisch umzusetzen und sie greifbar zu machen. Setze also deine Ideen in die Tat um, sobald sie durch Skizzieren, Diskutieren oder Prototyping erste Formen erreichen.
6. Visuelle Wirkung
Visuelle Hilfsmittel sind eine gute Methode für die Kommunikation oder das Zusammenspiel der Informationen. Sie geben deiner Ideen erstmal eine klare Definition und stellen eine gute Verbindung zu den Nutzern her, wenn du sie überprüfen willst.
7. (Miss)erfolg “Fail to nail”
Denke immer daran, dass es in Ordnung ist zu versagen. Es wird eine Zeit kommen, in der du Versagen wirst und es ist dieses Versagen, dass deinen Design-Thinking-Prozess verbessern wird. Du wirst davon profitieren, wenn du sogar sehr früh scheiterst, denn dann spart es dir später Zeit und Budget. Leider ist es in unseren Breitengraden nicht erwünscht zu versagen, daher hoffe ich, dass sich in baldiger Zukunft unsere erfolgsorientierte und fehlerintolerante Kultur ändern wird, hin zu einer experiementierfreudigeren und fehlertoleranteren Gesellschaft.
Design-Thinking oder Innovationsprozess?
Ein Innovationsprozess besteht normalerweise aus 4 Phasen – Idee, Definieren, Entwerfen und Entwickeln. Innerhalb eines Unternehmens müssen diese Phasen effizient synchronisiert werden, um entsprechende Innovationen zu fördern. Der Design Thinking-Prozess hat 5 (eigentlich 6) Stufen – empathize, understand, pov, ideate, prototype und test. Dies sind aber keine strikt festgelegten Schritte, da der Prozess nicht streng in dieser Reihenfolge zu befolgen ist.
Stattdessen begrüßt Design Thinking die Multidimensionalität eines dynamischen Prozesses und wir haben die Freiheit, so mit den Phasen zu jonglieren, dass diese unserem Workflow entsprechen oder unseren Denkprozess besser unterstützen. Der Designprozess bringt viel mehr Ideen hervor und erzeugt dadurch auch viel mehr Auswahlmöglichkeiten. Es ist dann unsere Entscheidung, das Schicksal dieser Ideen zu verändern, indem wir dann die richtigen Entscheidungen treffen. Der Design-Thinking-Prozess ist eher ein divergierender und konvergierender Prozess (dazu komme ich später) gegenüber dem linearen Innovationsprozess.
Ja, und in gewisser Weise ist es eine Ansammlung von Best Practices der agilen Entwicklung, der iterativen Entwicklung, der Benutzererfahrung, der kreativiten Prozesse, des Rapid Prototyping und des modernen Testings, zum Ausdruck gebracht.
Design Thinking Grundlagen in 6 Schritten
Einfühlen
Der absolut ausschlaggebende Punkt im Design-Thinking-Prozess ist das Einfühlen. Es zeigt, wie wichtig es ist, den Anforderungen und Wünschen unserer Kunden in Bezug auf das jeweilige Problem zuzuhören. Empathie hilft uns dabei eben diese Kundensichtweisen zu erkennen. um daraus die richtigen Entdeckungen und Erkenntnisse zu produzieren. Empathy-Maps helfen dabei die Emotionen und Sinneseindrücke zu spiegeln.
Verstehen:
Diese einzigartigen neuen Erkenntnisse zu verstehen bringt den entscheidenden Schritt um die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und dem Kunden den größtmöglichen Nutzen zu bringen. Um zu verstehen wie der Kunde denkt, welches Mindset oder mentales Modell dem zugrunde liegt eignen sich Journey-Maps, Personas und BlaBlabla dafür.
Definieren
Hier kombinieren wir alle Einsichten, die wir beim Zuhören und Beobachten gesammelt haben. Wir beginnen zu synthetisieren und stellen uns der Herausforderung, die vor uns liegt. Das heißt, wir beginnen eine bestimmte Sichtweise zu generieren. Ein Aspekt, bei dem Design Thinking eine entscheidende Rolle spielt, ist die klare Definition des richtigen Problems, so dass wir Lösungen entwickeln und Möglichkeiten ausloten. Versuche also, das Problem so zu gestalten, damit Wege und Lösungen entstehen, die zum richtigen Ziel führen.
Idee
So, jetzt, da das Problem klar erfasst ist, können wir nach Methoden suchen, um es zu lösen bzw. aus der Welt zu schaffen. Du solltest jetzt so viele Ideen wie möglich generieren. Ja, wir brainstormen oder denken ganz einfach um das Problem drum rum. Design Thinking bedeutet, dass wir während dieser Phase auch Ideen nicht ignorieren sollten, die offensichtlich oder einfach erscheinen. Jede Idee kann ein brillantes Konzept hervorbringen. Also, stellen wir sicher, dass wir jede noch so einfache oder absurde Idee mit Neugier und verschiedenen Blickwinkel betrachten.
Design Thinking fördert nebenbei auch das Teamgefühl zum Beispiel beim Brainstorming und das gegenseitige Verständnis multidisziplinärer Teams durch Kommunikation der unterschiedlichen Perspektiven. Dies führt definitiv zu “besseren” Ergebnissen als wenn jeder einzeln in seinem eigenen Saft schmorrt. Um diese Phase abzuschließen, wählen wir die besten Ideen (z. B. durch Dotvoting) aus. Diese Ideen können oder sollten erneut ein Finetuning durchlaufen und z. B. nach der 6 Hats Methode von allen Seiten betrachtet werden.
Prototyping
Prototyping bringt fassbare Ansätze in deine Vision. Verschiedene Methoden wie Skizzieren und Papier Prototyping, Rapid Prototyping mit entsprechenden Programmen sind gängig. Ganz gleich, für welche Methode du dich entscheidest, der Hauptzweck dieser Phase bleibt derselbe. Wir beabsichtigen, grobe Lösungsvorschläge zu erstellen, um zu entscheiden, ob sich diese für das Problem als vorteilhaft und vor allem orteilhaft für den Nutzer erweisen. Empfehlenswert ist dabei, wenn du nach einem einfachen, schnellen und kostengünstigen Ansatz beim Prototyping suchst. Am Anfang ein “full blown high fidelity” Prototypen zu entwerfen, der das Problem nicht wie erwartet löst, ist reine Zeitverschwendung. Wenn man dann den Kontext betrachtet und das Problem ansatzweise gut gelöst ist, kann sich ein Prototyp später in ein Beta-Produkt oder ein minimal-funktionsfähiges Produkt (MVP) verwandeln.
Testing / Prüfung
Als nächstes wird getestet. In dieser Phase testen wir unseren Prototyp mit den Kunden, um die Reaktion zu überwachen und zu entscheiden, ob die Lösung gut ist, ihnen nur genügt oder überhaupt nicht funktioniert. Wie immer das Testing ausgeht, nach dem Testing ist vor dem Testing. Design ist und bleibt ein iterativer Prozess. Trial&Error ist stets die Devise um sukzessiv die Annäherung an das perfekte Produkt zu erreichen. Wer sofort die perfekte Lösung erwartet ist kein Designer sondern ein Gott und ihm sollte die Welt zu Füßen liegen.